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Test Apple iMac Pro: Das Biest für Profis

Stellt euch vor ihr bekommt die Anfrage einen Ferrari La Ferrari zu testen. Da sagt ihr gerne zu, und fahrt damit auch gleich mal um die Ecke zum Bäcker. Das Teil sieht schick aus, ihr wisst im Prinzip wie man damit fährt und der Spass kommt auch nicht zu kurz.

So ging es mir mit der Anfrage von Apple, ob ich nicht den iMac Pro testen wolle. Klar wollte ich! Ich durfte die Maschine sogar rund 7 Wochen behalten. Und doch war mir von Anfang an klar, dass ich diesen Boliden gar nicht alleine testen kann.

Natürlich kann ich (um beim Autovergleich zu bleiben) damit eine Ausfahrt machen und ein wenig damit angeben. Um das Ding aber wirklich testen zu können, braucht es Profis. Leute die mit dem Mac ihr Geld verdienen und die beurteilen können, ob die Leistung den stolzen Preis wert ist.

Ich habe mir mit Jan einen Videoprofi und mit Dominique einen Musikproduzenten organisiert welche den iMac Pro jeweils 14 Tage hingestellt bekamen.
Apple hat mir das 10-Core Modell geschickt in der folgenden Konfiguration:

10-Core Intel Xeon W mit 3.0 GHz
128 GB Speicher
2 TB SSD
Radeon Pro Vega 64 Grafikkarte mit 16 GB Speicher

Kostet bei Apple genau 10’829 Franken. Warum der iMac Pro seinen Preis absolut wert ist und gleichzeitig für mich leider völlig überdimensioniert ist, lest ihr in meinem Testbericht.

Bevor die Kiste an die beiden Profis ging habe ich es mir natürlich nicht nehmen lassen den iMac Pro bei mir hinzustellen und ein paar Tage damit zu arbeiten. Ich muss ja schon zugeben, dass mir das Design in Spacegrey extrem gut gefällt. So gut, dass ich sogar einen kleinen Aufpreis für die Farbe zahlen würde.

Inzwischen lassen sich die Tastatur, Maus und das Touchpad auch ganz normal im Apple Online Store bestellen ohne den iMac Pro dazu.

Vielleicht gibt es ja bald auch einen normalen iMac in der eleganten Farbe des Pro-Modells. Ich habe den iMac Pro mit den gleichen Tools konfiguriert wie meinen drei Jahre alten iMac 5k welchen ich normalerweise nutze.

Der iMac Pro bei mir

Ich arbeite vor allem mit dem Chrome Browser, dazu Adobe Audition für Audiobearbeitungen und Photoshop für Grafikdinge, wobei Photoshop eigentlich völlig überdimensioniert ist für meinen Workflow. Das gleiche gilt auch für den iMac Pro. Das Biest hat sich bei mir genauso gelangweilt, wie das auch schon mein eigener iMac tut.

Aufgefallen ist mir aber wie schnell zum Beispiel Final Cut Pro X startet. Ich nutze die Software zwar nur ab und zu wundere mich aber dann jeweils über die lange Startzeit. Die SSD (es sind eigentlich zwei Module welche als RAID 0 Verbund konfiguriert sind) sind rasend schnell.

Während sich der Chrome Browser bei 15 Tabs ähnlich schlägt wie auf meinem langsameren iMac, ist Safari deutlich schneller, was daran liegen könnte das dieser besser mit der neuen Hardware des iMac Pro harmonisert.

Nachdem ich meine iCloud Fotomediathek mit 32’000 Fotos heruntergeladen hatte, machte sich die Fotos App daran die Inhalte zu indizieren was massiv schneller ging als bei den Macs welche ich vorher genutzt hatte.

Wie sich der iMac Pro in meiner ersten Woche geschlagen hat habe ich auch im Apfelfunk Podcast beschrieben, ab Minute 57 geht’s um den iMac Pro:

Um Radiobeiträge, Podcasts und Texte zu produzieren braucht es aber keinen 10-Core Boliden. Aufgefallen ist mir bei der Nutzung , wieviel Wärme der iMac Pro hinten raus bläst. Aus den Lüftungsschlitzen kommt konstant warme Luft, wobei der iMac Pro dabei völlig lautlos bleibt.

Dank den 128 GB Ran startet der iMac Pro nur minimal schneller auf als mein eigener iMac, was an verschiedenen Sicherheitschecks liegt welche das Gerät vor dem eigentlichen Boot Vorgang erledigt. Sobald macOS aber geladen ist gibt es nichts womit ich den iMac Pro hätte aus der Ruhe bringen können.

Auch ein 8K Videofile aufgenommen mit einer Kamera von RED liess sich in Final Cut Pro genauso einfach bearbeiten wie meine Ferienvideos vom iPhone.

Der iMac Pro beim Video Profi:

Zeit das Biest einem Profi zu bringen. Jan arbeitet für verschiedene TV Sender und verbringt seine Zeit damit Final Cut Pro beim rendern zuzuschauen. Daher war wer gerne bereit seinen Mac Pro gegen „meinen“ iMac Pro zu tauschen. Schnell war ein Backup zurück gespielt und der iMac Pro musste zeigen was er drauf hat.

Schon nach 4 Tagen rief mich Jan an und meinte er habe sich ebenfalls einen iMac Pro bestellt. Dabei ist Jan alles andere als ein Geek, er betrachtet Computer als Arbeitsgeräte welche ihm ermöglichen seine Kreativität auszuleben und seine Kunden glücklich zu machen.

Der iMac Pro bietet eine überragende Leistung. Ich kann vier 4k Videos gleichzeitig abspielen ohne Ruckler. Ein 4k Videoprojekt in doppelter Geschwindigkeit laufen zu lassen zeigt weiterhin alle Bilder an.

Ich habe beim iMac Pro die Wahl entweder schneller zum Endprodukt (einem Videofile in dem vom Kunden gewünschten Format) zu kommen, oder aber mehrere Dinge parallel machen zu können welche vorher nacheinander erledigt werden mussten. Dabei habe ich jederzeit den Eindruck, dass die Hardware noch genug Reserven übrig hat und bisher nie an ihr Limit kam.

Am meisten beeindruckt zeigte er sich vom leisen Betrieb und der überragenden Performance überzeugt. In seinem schicken Videostudio war der iMac Pro genauso lautlos unterwegs wie das schon sein Mac Pro war, was mit ein Grund war warum Jan bisher beim Mac Pro geblieben war.

Die Leistung des iMac Pro lag teilweise deutlich über der seines Mac Pro. Er meinte zwar, dass gewisse Effekte in Motion noch nicht optimal an die neue Prozessorarchitektur des iMac Pro angepasst seien, aber sonst war er beeindruckt. (Inzwischen gab es ein Update welches das Problem gelöst hat wie er mir Mitte Juli versicherte).

Meine Frage wieviel Zeit er damit pro Woche sparen könne liess sich zwar nicht so ganz pauschal beantworten, er meinte es sei aber genug das er gleich einen iMac Pro bestellt habe.

So betrachtete relativiert sich der hohe Anschaffungspreis des iMac Pro. Wer sein Geld mit dem Mac verdient und momentan gezwungen ist ab und zu auf seinen Mac zu warten für den rechnet sich die Anschaffung schnell.

An dieser Stelle möchte ich auch auf das Video von Linus Tech Tips verlinken. Er hat den Basispreis des iMac Pro mit gleichwertigen PC Komponenten verglichen und der Preis ist nicht nur sehr konkurrenzfähig, sondern sogar günstiger als die einzelnen Komponenten anderer Hersteller.

Kommt dazu, dass der iMac Pro Dinge möglich macht welche vorher gar nicht gingen. Jan hat dazu mein 8K Videofile geladen und einige Effekte und Verbesserungen drüber laufen lassen. Während Motion das Endprodukt errechnete liess sich weiter mit dem iMac Pro abreiten, etwas was sein Mac Pro nicht hinbekommt.

Alles in allem musste ich sogar ein wenig Druck ausüben um den iMac Pro wieder zurück zu bekommen – Jan wollte unbedingt ein aktuelles Projekt damit beenden bevor er mir die Kiste wieder aushändigte.
An der WWDC in San José habe ich übrigens kurz mit dem bekannten Tech Youtuber MKBHD über seinen iMac Pro gesprochen. Seine Aussage dazu war klar:

„Best Mac I ever had. Much more capable than my Mac Pro. But I would like to have an option to expand or to change components – that’s why I will probably switch to the announced modular Mac Pro in 2019“

Das Video welches MKBHD zum iMac Pro gemacht hat verlinke ich hier:

Der iMac Pro beim Musikproduzenten

Nachdem der iMac Pro wieder in Bern war, habe ich das Gerät nach Lausanne zu Dominique gebracht. Er arbeitete als Musikproduzent im eigenen Aufnahmestudio, unter anderem mit Logic Pro von Apple, und hat damit schon verschiedene grosse Projekte realisiert.

Er tauschte für 14 Tage einen voll ausgebauten iMac 5k 2017 gegen „meinen“ iMac Pro. Dominique zeigte sich ebenfalls vom lautlosen Betrieb beeindruckt. Wo sein iMac 5k öfter durch lautes Lüfterrauschen nervte, blieb der iMac Pro leise.

Dominique zeigte mir ein Logic Projekt mit 65 Spuren welche er editieren und neu berechnen konnte ohne das der Mac dabei ins Schwitzen kam. Er konnte mit allen Spuren gleichzeitig arbeiten ohne jeweils warten zu müssen bis eine Änderung berechnet wurde.

Der iMac Pro hat soviel Leistung, dass er bei mir jederzeit völlig lautlos lief. Musste ich vorher, beim Einsatz verschiedener Filter auf mehreren Spuren, jeweils warten bis ich das Resultat anhören könnte, liegen die finalen Berechnungen beim iMac Pro quasi sofort nach dem Mausklick bereits vor – Dadurch spare ich viel Zeit und kann mehr ausprobieren und, bei Bedarf, ohne Zeitverlust auch wieder rückgängig machen.

Am Ende der Testphase war Dominique zwar von der Leistung des iMac Pro überzeugt machte sich aber Sorgen wegen der Redundanz der Komponenten.

Bisher steht unter seinem Mischpult ein baugleicher iMac 5k welcher zum Einsatz kommt falls beim Hauptrechner mal etwas kaputt geht. Bei Studio Sessions mit Live-Musikern muss alles klappen, die zeit ist immer knapp. Geht dabei beim Audioequipment etwas kaputt, kostet das schnell mal Geld und Nerven. Einen iMac Pro zusätzlich nur für den Notfall bereit zu haben lohnt sich aber nicht für Dominique. Er würde wahrscheinlich eher einen modularen Mac Pro bevorzugen, bei welchem er verschieden Komponenten als Backup vorrätig haben könnte.

Der iMac Pro als Rechenmaschine

Natürlich ist der iMac Pro nicht „nur“ für Video, Bild und Musik Profis gedacht. Ich konnte mir, an einer Demo in London, Beispiele zeigen lassen wo die pure Rechenkraft des iMac Pro ebenfalls Sinn macht.

Mit dem Programm Gravity Sketch lassen sich hochkomplexe Objekte in VR darstellen, erstellen und bewegen. Danke der Rechenkraft des iMac Pro können die Objekte dabei in Echtzeit bewegt und verändert werden.

Das 3D Tool Twinmotion ist der Traum eines jeden Architekten. Verschiedenste 3D Objekte können dabei in Landschaften, Gebäude oder Zimmer gesetzt werden. Ohne Ruckler und aus jeder Sicht kann nachvollzogen werden wie das Haus, die Wohnung oder das Grossprojekt später mal aussehen sollen.

Danke der Power des iMac Pro können Änderungswünsche vom Kunden beim Hausbau sofort visualisiert werden, ohne lange warten zu müssen.

Weitere Beispiele welche Profi Tools der iMac Pro beschleunigen kann finden sich auf der iMac Pro Webseite.

Für wen ist der iMac Pro gedacht ?

Der iMac Pro macht überall dort Sinn wo es auf pure Rechenkraft ankommt. Video und Bildbearbeitung und VR profitieren stark von den neuen Vega Grafikkarten im iMac Pro. Bei CAD und 3D kommt es vor allem auf die Rechenleistung an. Schon das Einsteigermodell hat sehr viel davon.

Ich habe mit einigen Leuten gesprochen welche den iMac Pro näher angeschaut haben. Dabei hat sich das 10-Core Modell als Preis-Leistungssieger herausgestellt. Er ist günstiger als das 18-Core Gerät aber deutlich schneller als die 8-Core „Einstiegsversion“.

Nicht vergessen sollte man auch, dass es vielen Profis wichtig ist leise Rechner zu nutzen. Ein Punkt der Dominique in seinem Musikstudio sehr wichtig war. Hier brilliert der iMac Pro mit seinem All-In-One Design. Den überragenden 5k Bildschirm gibt es als Zugabe noch dazu.

Fazit:

Der Einsatz des iMac Pro unter Profi-Bedingungen hat mir zwei Dinge gezeigt. Erstens relativiert sich der hohe Preis eines High-End Rechners wenn man täglich damit arbeitet und sein Geld verdient. Die teuerste Komponente ist meistens der Spezialist der hinter dem Bildschirm sitzt und wenn der entweder schneller arbeiten kann, oder aber mehr Möglichkeiten hat lohnt sich der Kauf schnellster Hardware praktisch immer.

Zweitens ist der iMac Pro ein Werkzeug für Profis. So schmeichelhaft es wäre so ein Kiste in den eigenen 4 Wänden zu haben, so sinnlos wäre der Einsatz und so verschwendet wäre das viele Geld. Um noch einmal den Vergleich mit dem Ferrari zu erwähnen:

Klar kann ich damit zum Aldi einkaufen gehen, ich bin aber weder schneller noch besser unterwegs, und der Kofferraum ist wohl auch eher zu klein. Gibst Du das Teil aber einem Rennfahren wird der auf der Nordschleife des Nürburgring einen neuen Rekord hinzaubern. Und genau dafür ist das Auto, äh der iMac Pro gemacht.

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